Hoffnung für die Bahnhofslanke

Veröffentlicht am 24.05.2019 in Umwelt

Sandstrände an der Havel, so wie es sie früher einmal gab, bevor man das Ufer des Flusses in den 50er und 60er Jahren mit Steinen befestigte, das wünschen sich auch die Milower.

Der Fluss gehört zu ihrem Dorf und findet sich auch im Milower Wappen wieder. Deshalb stößt die Renaturierung der Havel, die den Fluss-Unterlauf wieder in einen naturnahen Zustand versetzen soll, hier durchaus auf Zustimmung.

Um über den aktuellen Stand des Mammutprojekts zu informieren, stattete Projektleiter Rocco Buchta am Dienstagabend den Mitgliedern des Ortsbeirats einen Besuch ab.

Vorgeschmack auf Maßnahmen in Milow

Sonst verirren sich zu den Sitzungen des Gremiums nur selten interessierte Bürger. Dank des angekündigten Vortrags saßen dieses Mal immerhin sieben interessierte Milower mit am Tisch.

Buchta arbeitet bereits seit der Planungsphase 2005 an dem Projekt und ließ sich dafür von seinem Job als Leiter des Naturparks Westhavellandfreistellen.

Für die Milower hatte er eine umfangreiche Präsentation vorbereitet, die einen Vorgeschmack auf das gab, was die Milower in den nächsten Jahren erwartet. Denn ein Großteil der Maßnahmen wurde bereits umgesetzt.

 

2009 begannen die Arbeiten in Sachsen-Anhalt in Gnevsdorf. „Schauen Sie sich das an“, erklärte Buchta stolz und präsentierte Bilder von angeschlossenen Altarmen.

„Hier ist aus einem verdreckten Wasserloch wieder eine schöne Flusslandschaft entstanden und auch die Tiere kehren zurück.“ An anderen Stellen wachsen wieder Weidenwälder und die bereits erwähnten Sandstrände entstehen.

Möglich machen das verschiedene Maßnahmen. Unter anderem werden Uferstreifen von Deckwerk befreit, der Fluss wird wieder mit Auen vernetzt, was zum Hochwasserschutz beiträgt, und Deiche werden abgetragen.

Einige Eigentümer stellen sich quer

Derzeit laufen die Arbeiten unter anderem im Bereich Grütz. Auch in Mögelin wurde die Blaichlanke bereits ausgebaggert. Als nächstes ist Milow dran.

Im Fokus steht hier die Bahnhofslanke. „In den 1970er 1980er Jahren konnte man dort noch baden. Alles wurde schön durchflossen“, erinnert sich Ortsvorsteher Winfried Ganzer. Diese Zeiten sind längst vorbei. Heute ist die Bahnhofslanke nur noch ein verschlammtes Wasserloch. Vor zwei Jahren lagen sogar tote Fische drin.

Um die Bahnhofslanke zu retten, sind verschiedene Maßnahmen geplant, die allerdings nicht alle so umgesetzt werden können, wie es sich Rocco Buchta wünscht.

„In Milow hatten wir mittelschwere Probleme. Wir haben hier viel Eigentum erworben, aber nicht alle Flächeneigentümer konnten wir überzeugen und mussten deshalb zum Teil auf andere Flächen ausweichen“, so Buchta.

Zustand der Bahnhofslanke wird besser sein

Das bedeutet, dass nicht wie geplant die ursprünglichen Rinnen und der vorhandene Graben ausgebaggert werden können, um das Gewässer wieder zu beleben. Das wäre nur möglich, wenn der Flächeneigentümer einwilligt.

Stattdessen soll nun unter anderem die Wiese in Richtung Premnitzgroßflächig abgesenkt werden, so dass einige Bereiche in den Wintermonaten wieder durchströmt werden.

Inwiefern das Ganze Wirkung zeigt, hängt natürlich auch vom Wasserstand der Havel ab. Buchta will nichts versprechen, aber er ist sich sicher, „der Zustand der Bahnhofslanke wird besser sein als jetzt“.

„Das ist nicht die beste Lösung, aber es ist besser als gar nichts“, meint Ganzer. Er vertraut Buchta und seinem Team. „Anfangs war ich nicht begeistert, dass wir erst so spät dran sind. Aber jetzt sehe ich es als Vorteil, denn von den bereits gesammelten Erfahrungen können wir profitieren.“

Planungen für die Vorhaben abgeschlossen

Neben den Maßnahmen zur Rettung der Bahnhofslanke sind weitere Vorhaben geplant. Unter anderem werden auch rund um Milow Steine vom Ufer entfernt, allerdings dürfen aufgrund des Schiffsverkehrs nicht alle verschwinden.

Der Altarm bei Döberitz und weitere sollen wieder angeschlossen werden, ebenso alte Badestellen mittels Flutrinnen. Auch die Grubenlanke bei Premnitz wird ausgebaggert.

Die Planung für die Vorhaben sind abgeschlossen, die öffentliche Auslegung soll Anfang 2020 erfolgen. Der Beginn der Umsetzung hängt davon ab, wie viele Eingaben es geben wird.

Schiffstouren im Mai und Juni

Am 25. Mai und 15. Juni können alle, die sich für die Renaturierung der Havel interessieren, an einer Schiffstour teilnehmen. Die Tour beginnt jeweils um 13 Uhr in Havelberg, führt bis nach Strodehne und wieder zurück.

Auf einer Länge von 15 Kilometern bekommen die Teilnehmer einen Vorgeschmack auf das, was in dem Bereich rund um Milow noch umgesetzt wird.

 

Text und Foto Märkische Allgemeine / Christin Schmidt

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