Ehrenamtliche Retter warnen

Veröffentlicht am 16.11.2018 in Landespolitik

In Rathenow traf sich ein interessiertes Publikum um über die Zukunft des Ehrenamts mit Sicherheitsaufgaben zu diskutieren. Am Ende sprach der Präsident des Landesfeuerwehrverbandes eine Warnung aus.

Rathenow

Mehrere Großbrände hielten das Land im Sommer in Atem. Kaum vorstellbar, wie diese Gefahrenlagen ohne den Einsatz ehrenamtlicher Retter ausgegangen wären.

Um auch künftig die Einsatzbereitschaft der Blaulichtorganisationen zu sichern, muss sich aber einiges ändern, das machte Felix Menzel (SPD), Bürgermeister der Gemeinde Milower Land und aktiver Feuerwehrkamerad, am Dienstagabend im Kulturzentrum deutlich. Menzel moderierte die zweite Podiumsdiskussion zur Zukunft des Ehrenamts mit Sicherheitsaufgaben im Havelland.

Nachwuchsgewinnung, technische Ausstattung, Rettungsprämie, Digitalfunk oder Ehrenamtscard – es gibt viele Themen die die Ehrenamtler beschäftigen. Einiges ist bereits auf den Weg gebracht. Stefan Schneider (SPD), Bürgermeister in Rhinow und ebenfalls aktiver Kamerad, hatte im Kreistag erfolgreich einen Antrag zur Schaffung von zwei Vollzeitstellen für die Nachwuchsgewinnung eingebracht.

Rhinows Amtsbrandmeister Michael Mirschel richtet Fragen ans Podium
Rhinows Amtsbrandmeister Michael Mirschel richtet Fragen ans Podium. Quelle: Christin Schmidt

Davon sollen alle Blaulichtorganisationen im Havelland profitieren. Wie Schneider am Dienstag verkündete, sind die Stellen aber noch nicht besetzt. Er ist guter Hoffnung, dass die Ausschreibung in den nächsten Wochen erfolgt. „Das ist ein Anfang und ein wichtiges Zutun. Die ehrenamtliche Brandschutzerziehung ersetzt das aber nicht“, so Schneider.

Unterstützung könnte es auch bald von hauptamtlichen Kameraden geben. Katrin Lange (SPD), Staatssekretärin im brandenburgischen Innenministerium, stellte einige Maßnahmen vor, die das Land umsetzen will. „Wir planen ein neues Berufsbild einzuführen, den Kommunalbeamten mit Feuerwehraufgaben“, erklärte Lange, die am Dienstagabend im Podium saß.

Wie diese Stellen ausgestaltet werden, zum Beispiel 70 Prozent Tätigkeit in der Kämmerei und 30 Prozent in der Feuerwehr, dass soll den Kommunen überlassen bleiben. Rathenows stellvertretender Stadtwehrführer Oliver Lienig schlug vor, bereits aktiven Kameraden dafür einzusetzen.

Zur zweiten Diskussion zur Zukunft des Ehrenamts mit Sicherheitsaufgaben trafen sich Ehrenamtler und Vertreter aus Politik im Rathenower Kulturzentrum
Zur zweiten Diskussion zur Zukunft des Ehrenamts mit Sicherheitsaufgaben trafen sich Ehrenamtler und Vertreter aus Politik im Rathenower Kulturzentrum. Quelle: Christin Schmidt

Im Saal saßen neben dem Kreisbandmeister Lothar Schneider und zahlreichen Kameraden aus der Region auch Vertreter des Technischen Hilfswerks, der Johanniter und anderer Organisationen mit Sicherheitsaufgaben. Vertreten war auch der Landkreis.

Robert Jonas, zuständig für den Katastrophenschutz im Havelland, verfolgte die Diskussion. Ebenso Rhinows Amtsdirektor Jens Aasmann (SPD) und der Premnitzer Bürgermeister Ralf Tebling (SPD).

Einig war man sich im Saal beim Thema Ehrenamtskarte. Die Einführung dieser Karte auf Landesebene sei eine gute Sache. Effektiver wäre aber eine Ehrenamtskarte auf regionaler Ebene, die aktiven Rettern Vergünstigungen ermöglicht.

Zur zweiten Diskussion zur Zukunft des Ehrenamts mit Sicherheitsaufgaben trafen sich Ehrenamtler und Vertreter aus Politik im Rathenower Kulturzentrum
Zur zweiten Diskussion zur Zukunft des Ehrenamts mit Sicherheitsaufgaben trafen sich Ehrenamtler und Vertreter aus Politik im Rathenower Kulturzentrum. Quelle: Christin Schmidt

Felix Menzel diskutiert in seiner Gemeinde die Kita-Gebühren für aktive Kameraden um zehn Prozent zu senken. Ralf Tebling sieht in der Erstattung von Gebühren eine Möglichkeit, die Ehrenamtler zu entlasten. „Wir dürfen aber nicht so weit gehen, dass wir das Ehrenamt erkaufen“, warnte Landesjugendwart Sven Szramek.

Felix Menzel griff das Thema technische Ausstattung auf: „Uns fehlt es nicht an Manpower, uns fehlt es an Technik.“ Dass sei ein Problem vieler Wehren im ländlichen Bereich. Hier leben zwar wenige Menschen, die Einsatzgebiete sind aber sehr viel großflächiger.

Hinzu kommen besondere Schwierigkeiten wie munitionsbelastete Flächen. „Im Milower Land kommen auf gerade einmal rund 4000 Einwohner 16 Einsatzfahrzeuge. Diese zu finanzieren ist für die Kommunen ein massives Problem“, machte Menzel deutlich. Deshalb sei eine Förderung kleiner Fahrzeuge enorm wichtig.

Die Staatssekretärin versprach, dieses Problem in die entsprechenden Gremien zu tragen und nach einer Lösung zu suchen. Marko Köhr, der die Einsatzdienste des ASB Ortsverbands Nauen leitet und ebenfalls im Podium saß, nutzte diese Debatte für ein Lob: „Unser ältestes Fahrzeug ist sechs Jahre. Wir sind mit der modernsten Technik ausgestattet. Dafür muss man dem Land auch mal Danke sagen.“

Werner-Siegwart Schippel (SPD), Präsident des Brandenburger Feuerwehrverbandes beschloss den Abend mit einer Warnung: „Wir müssen bereit sein, uns zu verändern und müssen neuen Strukturen offen gegenüberstehen. Denn es ist fünf nach zwölf. Keine Löschgruppe kann heute noch am Tage geschlossen zum Einsatz fahren.“

Text und Foto Märkische Allgemeine / Christin Schmidt

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