Die Gemeinde Milower Land mit ihren zehn Ortsteilen wird 2020 schuldenfrei.

Veröffentlicht am 18.07.2019 in Wirtschaft

Wahlkämpfer Felix Menzel (SPD) befindet sich in ausgesprochen vorteilhafter Ausgangslage. Der Bürgermeister der Gemeinde Milower Land, der am 1. September in seine zweite Amtszeit gewählt werden will, hat keinen Gegenkandidaten. Aspiranten hätten es schwer gehabt, sich in ein besseres Licht zu stellen. Denn Menzel kann allein beim sonst eher leidigen Thema Geld frei und vergnügt  drauf los plaudern.

Geradezu spektakulär klingt seine Ankündigung, dass die Gemeinde ab 2020 schuldenfrei sei. Die Anfang nächsten Jahres zu begleichende Restschuldrate beträgt3.033,77 Euro. Ende 2011 beliefen sich die Schulden auf rund 375.000 Euro. Gemessen an der Einwohnerzahl von etwa 4.400 betrug die Pro-Kopf-Verschuldung rund 85 Euro, ein vergleichsweise sehr niedriger Wert. In der benachbarten Kreisstadt etwa sind es aktuell wohl mehr als 1.000 Euro pro Rathenower.

Im Telefonat mit BRAWO erklärt Menzel, dass sich das Milower Land nicht tot gespart habe in den zurückliegenden acht Jahren  seiner Amtszeit. Die Rücklage sei von etwa 800.000 auf mehr als 4 Millionen Euro gewachsen. Die Investitionsvolumina kletterten von rund 285.000 (2011) auf 1,2 Millionen Euro im Vorjahr. Für 2019 sind bislang Investitionen von 910.000 Euro fest eingeplant.

Als Felix Menzel zum 1. Januar 2012 sein Amt antrat, war er 27 Jahre jung. Durch die Sparerei in der Gemeinde hat er durchaus viel bewirkt. Wie der Bürgermeister berichtet, hätte er kurz nach Amtsantritt schon damit begonnen, die Kostenfresser in der Gemeinde aufzuspüren. Das waren niemals Verwaltungsangestellte. Stellen wurden keine gestrichen. Menzel ließ stattdessen alte und im Betrieb "irre teure" Heizungsanlagen in Schulen und Kitas durch moderne ersetzen. Zuletzt beendete die Gemeinde die Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED-Technik. Laut Menzel habe man ins Licht-Projekt insgesamt 110.000 Euro gesteckt, ohne jede Förderung. In etwa 2,5 Jahren soll sich die Investition amortisiert haben, da sich die Einsparung von Stromkosten auf jährlich 40.000 Euro beläuft, wie der Bürgermeister darlegt. Ferner spart die Gemeinde dadurch, dass sie die Strom- und Gas-Versorgung der öffentlichen Objekte ausschreibt. Zudem hätte die Gemeinde Grundstücke verkauft, die sie nicht brauchte, so Menzel weiter. Auch wurden Kredite umgeschuldet.

Ein hervor zu hebender Aspekt ist die Fördermittelakquise. "Die ist Chefsache", sagt der inzwischen 34-Jährige. "Es macht einen Unterschied, ob man allein investiert oder zu 75 Prozent gefördert wird." Dass die LED-Umrüstung ganz zu Lasten der Gemeinde ging, begründet er damit, dass durch gewisse Modalitäten bei einer Förderung das Projekt teurer geworden wäre.

In Anbetracht der schwarzen Null, die Anfang 2020 erreicht wird, wären für viele Bürger Steuersenkungen im Milower Land nur folgerichtig. Felix Menzel, der während seiner Amtszeit keine Steuer anfasste, um Geld in die kommunale Kasse zu spülen, betont, dass die Gemeinde bereits eine "Schweiz des Havellandes" sei und meint damit die vergleichsweise niedrigen Hebesätze. Sie belaufen sich bei Grundsteuer A auf 300 Prozent, bei Grundsteuer B auf 374 Prozent und bei der Gewerbesteuer auf 300 Prozent. Zum Vergleich: Bei den Nachbarn in Premnitz belaufen sich die Steuersätze auf 280 % (A), 380 % (B) und 310 % bei der Gewerbesteuer.  In Rathenow lautet die Kurzformel: 300, 412 und 350.

Text und Foto MOZ/ René Wernitz

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