Die kleinste Gemeinde hat Großes vor

Veröffentlicht am 06.05.2019 in Wahlen

50 Kandidaten treten zur Wahl der Gemeindevertretung Milower Land an. Auf die kleinste amtsfreie Gemeinde des Landkreises warten viele Herausforderungen. Im Fokus steht unter anderem die Digitalisierung.

Wenn es um gelungene überparteiliche Zusammenarbeit geht, dann kann die Gemeinde Milower Land durchaus als positives Beispiel herangezogen werden.

Zahlreiche Entscheidungen haben die Gemeindevertreter von CDUSPDFDPund der Wählergemeinschaft Milower Land (WGM) in den letzten Jahren einstimmig auf den Weg gebracht.

Darunter die Erschließung eines neuen Wohngebiets in Milow, der Kauf mehrerer Feuerwehrfahrzeuge, die Sanierung der Ortsdurchfahrt Milowdie Umgestaltung der Dorfmitte in Bützerder Neubau eines Multifunktionshauses in Buckow in dem künftig Feuerwehr und Dorfgemeinschaftshaus untergebracht oder zuletzt der Neubau einer Krippe in Milow.

Geht es nach dem Willen des amtierenden Bürgermeisters Felix Menzel(SPD), soll die gute Zusammenarbeit fortgesetzt werden. Das könnte auch gelingen, denn der 34-jährige SPD-Mann Menzel überzeugte den 66-jährigen Wolfgang Gräfe, noch einmal zur Kommunalwahlanzutreten.

Gräfe ist Christdemokrat und mischt bereits seit 1990 in der Kommunalpolitik mit. Seit 16 Jahren ist er Vorsitzender der Gemeindevertretung, arbeitete zuvor im Amtsausschuss mit und ist Ortsvorsteher in Zollchow.

Eigentlich wollte er sich nun aus der Arbeit in der Gemeindevertretung zurückziehen und anderen den Vortritt lassen. Doch Menzel setzt auf die Erfahrungen Gräfes und auf dessen besonnene Art. Denn die wird in den nächsten Jahren gebraucht.

Die Gemeinde Milower Land

Die amtsfreie Gemeinde liegt im Südwesten des Landkreises Havelland.

Einwohner: 4287

Fläche: 161,32 km²

Ortsteile: Bahnitz, BützerGroßwudickeJerchelMilow, Möthlitz, Nitzahn, Schmetzdorf, Vieritz und Zollchow

Das Großprojekt Brückenneubau und Sanierung der Ortsdurchfahrt Milow stehen an. Damit verbunden ist auch die Frage, was mit den Ortsdurchfahrten in den neun anderen Ortsteilen der kleinsten amtsfreien Gemeinde des Landkreises passiert.

„Die Anliegerbeiträge sind abgeschafft, nun stellt sich die Frage, wann welche Straße ausgebaut wird. Hier müssen die neuen Abgeordneten Prioritäten setzen“, erklärt Menzel, der im September zur Bürgermeisterwahl antritt.

Zu den Themen, die die Menschen vor Ort bewegen, gehört auch der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs. Sowohl die Jugend ist auf den Bus angewiesen, als auch ältere Bürger, die zum Einkaufen oder zum Arzt nach PremnitzMilow oder Rathenow fahren müssen.

Wer regiert jetzt?

Bürgermeister: Felix Menzel (SPD)

Gemeindevertretung: CDU 7 Sitze WGM 4 SPD 4 FDP 1

Ergebnisse Kommunalwahl 2014: CDU 44,8 Prozent, SPD 26,6 Prozent, WGM 26,6 Prozent, FDP 2,0 Prozent

Um das Angebot zu verbessern hatten zahlreiche Bürger Vorschläge für die Überarbeitung des Nahverkehrsplans eingereicht. Umgesetzt hat Havelbus davon bisher aber nur einen Bruchteil.

Was die Menschen außerdem beschäftigt, ist die Digitalisierung. Noch immer gibt es Orte im Milower Land, die von einer schnellen Internetverbindung nur träumen können.

Hinzu kommen Funklöcher, in denen man auch mit dem besten Smartphone nicht erreichbar ist. Hier gilt es weiter Druck zu machen und mögliche Lösungen voranzutreiben.

Die künftigen Abgeordneten müssen sich auch mit der ärztlichen Versorgung auseinandersetzen. Bürgermeister Menzel strebt ein Modellprojekt für seine Gemeinde an und hat dabei das Projekt „Schwester Agnes“ im Blick.

Erfahrung mit Modellprojekten hat die Gemeinde. 2008 wurde so zum Beispiel der Grundstein für die Gründung des Jugendparlaments gelegt. Das löste sich zwar später auf. Konnte aber mit Unterstützung der Jugendkoordinatorin wiederbelebt werden.

Inzwischen hat das Gremium einen Sitz im Sozialausschuss. Genau wie der Seniorenbeirat, der sich ebenfalls im Rahmen eines Modellprojekts gründete und nun mit zahlreichen Aktivitäten das Leben älterer Menschen bereichert.

Wer tritt an?

Gemeindevertretung: CDU 17 Kandidaten, SPD 17 Kandidaten, WGM 15 Kandidaten und FDP 1 Kandidat

Ortsbeiräte: Bahnitz: 3 CDUBützer: 1 SPD, 2 CDU, 1 Einzelbewerber Großwudicke: 3 SPD, 1 CDU Jerchel, 2 SPD, 1 CDU, 1 WGM Milow: 7 CDU, 7 WGM Möthlitz: 2 WGM, 1 Einzelbewerber Nitzahn: 3 CDU, 1 WGM Schmetzdorf: 2 CDU, 1 Einzelbewerber Vieritz: 3 CDU, 1 WGM Zollchow: 1 SPD, 3 CDU

Für weiteren Aufwind dürfte das neue Wohngebiet am Springberg in Milow sorgen, das Platz für 36 Familien bietet. Wie optimistisch die Stimmung in der Gemeinde ist, wurde auch im letzten Jahr deutlich, als alle Ortsteile gemeinsam ausgelassen 25 Jahre Milower Land feierten.

„Unsere Gemeinde wächst zwar nicht, aber sie wird jünger“, verkündete Menzel kürzlich stolz. Deshalb müsse auch in den kommenden Jahren der Fokus auf den beiden Kitas und den Grundschulen liegen.

Um die Betreuung in den Freizeitzentren zu sichern, wünscht sich die Gemeinde vom Kreis eine verlässliche Finanzierung der dafür dringend benötigten Stellen.

Auch die Feuerwehren sollen in den nächsten Jahren weiter tatkräftig unterstützt werden und nicht zuletzt will die Gemeinde den Wasser- und Radtourismus stärken.

Wer diese Aufgaben in die Hand nimmt, dass entscheiden die Einwohner am 26. Mai. Sie können aus 50 Kandidaten auswählenSPDund CDU schicken jeweils 17 Kandidaten ins Rennen.

Darunter auch MdL Dieter Dombrowski (CDU), obwohl er in den letzten Jahren nur äußerst selten an Sitzungen teilnahm. Die Wählergemeinschaft Milower Land (WGM) hat 15 Kandidaten aufgestellt. Für die FDP tritt nur Diplomingenieur Adrian Binsau aus Großwudicke an.

Text und Foto Märkische Allgemeine / Christin Schmidt

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