Bürgerstiftung unterstützt Tagesmutter

Veröffentlicht am 22.03.2019 in Familie

Es sind schwere Zeiten für Petra Hübener, Tagesmutter in Großwudicke. Im Dezember starb ihr Mann, der sie stets unterstützte und nun braucht sie dringend einen neuen Kinderwagen.

Sich für die Menschen in der Region stark machen und diejenigen unterstützen, die Hilfe benötigen, diesem Ziel fühlen sich die Mitglieder der Bürgerstiftung für die Region Rathenowverpflichtet. Deshalb sind sie nun spontan eingesprungen, als eine Hilferuf aus dem Milower Land die Stiftung erreichte.

Petra Hübener, seit 2004 Tagesmutter in Großwudicke, hatte sich an Bürgermeister Felix Menzel (SPD) gewandt mit der Bitte um finanzielle Unterstützung für die Anschaffung eines Vierlingswagen.

Den braucht die 55-Jährige, um mit den vier Kindern, die sie derzeit in ihrem Eigenheim betreut, spazieren zu gehen. „Zwei meiner Schützlinge sind noch unter einem Jahr. Wenn ich mit allen rausgehen möchte, bin ich auf einen Kinderwagen angewiesen“, erklärte Petra Hübener am Montag.

Pünktlich zur Mittagsruhe empfing sie den Bürgermeister und Vertreter der Bürgerstiftung, die mit einem großen Karton vor der Tür standen. Die zweijährige June, die als Mittagskind auf ein Schläfchen verzichtete, staunte mit großen Augen. Sie hatte sich schon sehr auf den neuen Wagen gefreut, verriet Petra Hübener.

Bereits Anfang des Jahres bat die Tagesmutter das Jugendamt des Landkreises Havelland um eine Förderung. „Das Jugendamt ist für uns Tagesmütter zuständig und mein Ansprechpartner. Vor etwa zehn Jahren hatte ich dort eine Förderung für einen Zwillingswagen bekommen. Als ich nun erneut anfragte, wurde mein Antrag abgelehnt. Stattdessen gab man mir den Tipp, mich an die Gemeinde zuwenden“, berichtet Petra Hübener.

Das tat sie – mit Erfolg. „Wir als Kommune sind zwar dafür nicht zuständig. Es ist Aufgabe des Landkreises, Tagesmütter zu unterstützen. Dennoch wollten wir helfen, weil es hier eine Ausnahmesituation gibt“, betonte Menzel.

Kindertagespflege: „Eine Leistung mit Qualität“

Als Träger der öffentlichen Jugendhilfe ist der Landkreis zur Förderung der Kinder in den Kindertageseinrichtungen und in der Tagespflege verpflichtet.

Geregelt ist dies in Paragraf 24 des Sozialgesetzbuches VIII in Verbindung mit Paragraf 12 des Kita-Gesetzes.

Der Landkreis Havelland erteilt die Erlaubnis für die Tätigkeit, berät Tagesmütter und –väter und gewährt die Vergütung für den Arbeits- und Sachaufwand.

2018 beschloss der Jugendhilfeausschuss eine neue Richtlinie zur Förderung der Kindertagespflege, am 1. Januar 2019 trat diese in Kraft.

Darin heißt es unter anderem: „Das Ziel im Landkreis Havelland ist es, die Kindertagespflege als eine Leistung mit Qualität weiter auszubauen.“

Im Dezember verlor Petra Hübener ihren Mann. Heiko Hübener hatte seine Frau zuvor tatkräftig unterstützt. Er richtete auf dem Hof einen kleinen Spielplatz mit Rutsche, Trampolin, Sandkasten und Spielhaus her, kümmerte sich um alles Handwerkliche im Haus und half auch bei der schriftlichen Arbeit am Computer. „Mein Mann starb an Krebs und seither bin ich auf mich allein gestellt“, erzählt Petra Hübener.

Für sie kommt zum emotionalen Schmerz auch eine finanzielle Belastung. „Ein neuer Kinderwagen war einfach nicht mehr drin“, gesteht die engagierte Tagesmutter.

Weil Felix Menzel wusste, dass auch vom Bildungsministerium keine Hilfe zu erwarten war – frühere Anträge auf Unterstützung aus Lottomitteln lehnte das Ministerium mit Verweis auf die Zuständigkeit des Landkreises ab – steuerte er 100 Euro aus dem Budget des Bürgermeisters bei und bat die Bürgerstiftung Rathenow um Hilfe.

„Wir mussten nicht lange überlegen. Unser Vorstand war sich schnell einig, dass wir Frau Hübener unterstützen und die restlichen 350 Euro für den Kinderwagen zur Verfügung stellen“, erklärte Mario Schwalme, Vorstandsvorsitzender der Bürgerstiftung.

Das habe nichts mit Wirtschaftsförderung zu tun. „Es ist eine Ausnahmesituation, die eine gewisse Bedürftigkeit mit sich bringt und deshalb helfen wir“, machte Schwalme deutlich.

Zwei Tagesmütter gibt es derzeit im Milower Land. Sie füllen eine Angebotslücke und entlasten die Kommunen, so Menzel. Deshalb sei eine bessere Ausfinanzierung von Tagesmüttern sinnvoll. Das sieht auch Petra Hübener so. Sie ist froh, dass ihr drängendstes Problem nun vom Tisch ist. Den neuen Wagen, den Menzel und Schwalme sofort zusammenbauten, konnte sie noch am Montag einweihen.

Text und Foto Märkische Allgemeine / Christin Schmidt

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