Milow soll ein „digitales Dorf“ werden

Veröffentlicht am 24.04.2018 in Service

Die Gemeinde Milower Land nimmt am Wettbewerb „Smart Village“ der Landesmedienanstalt Berlin-Brandenburg teil. Bürgermeister Felix Menzel (SPD) will mit einer App Bürger und Verwaltung vernetzen.

Die Digitalisierung soll vorangetrieben werden, das wiederholt die Politik immer wieder. Als Vorzeigelösung wird häufig die Einrichtung von W-Lan-Hotspots propagiert. Eine Lösung, die der Bürgermeister der Gemeinde Milower Land, Felix Menzel (SPD) für wenig praktikabel hält.
„Die Politik digitalisiert am Problem vorbei. Wo sollen wir W-Lan einrichten? In der Verwaltung? Ich bin froh, wenn wir Anliegen der Bürger in fünf Minuten klären. Für so kurze Zeit lockt sich niemand ins W-Lan ein“, so Menzel. Viel wichtiger sei es, den Funkturmbau zu fördern, das Netz auszubauen und dafür zu sorgen, dass schnelles Internet überall verfügbar ist.

Menzels Traum, an jedem Fleck in der Gemeinde ist der modernste Mobilfunkstandard 5G verfügbar. Damit würde er auch seinem Wunsch nach einer digitalen Gemeinde ein ganzes Stück näher kommen. Um das zu erreichen, nimmt die Gemeinde nun am Wettbewerb „Smart Village“ der Landesmedienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb) teil.
Die Initiatoren des Wettbewerbs sind davon überzeugt, das gerade in dünn besiedelten Regionen das Potenzial digitaler Technologien zur Verbesserung der Lebensqualität und der lokalen Informationsversorgung groß und lange nicht ausgeschöpft ist.

Das Motto des Wettbewerbs lautet: „Das Dorf der Zukunft ist digital“. Was das für das Milower Land bedeutet, hat die Verwaltung in einem Konzept für die mabb zusammengefasst. Zum einen sollen auf der Internetseite www.milow.de künftig tagesaktuell Nachrichten aus der Region zu lesen sein. Dazu plant Menzel mit der Märkischen Allgemeinen Zeitung zu kooperieren. Auch Abstimmungen will er digitalisieren und so den Bürgern die Chance geben, mitzureden. Ein fiktives Beispiel: Die Gemeinde will 5000 Euro in den Spielplatz an der Grundschule in Milow investieren.
Die Bürger können abstimmen, ob eine Schaukel, eine Rutsche oder ein Klettergerüst angeschafft werden soll. „Wir müssen nicht immer alles selbst festlegen. Die Bürger wollen mitreden, haben für lange Sitzungen aber oft keine Zeit“, so Menzel.
Zum digitalen Angebot soll auch ein Störungsservice gehören. Fällt beispielsweise eine Laterne aus, geben die Bürger die Nummer der defekten Lampe und den Ortsteil ein. Der zuständige Mitarbeiter wird dann automatisch informiert. So kann jeder auf kurzem Weg auf Schlaglöcher, Dreckecken und dergleichen hinweisen.

Ab Juli könnten erste Projekte in Milow umgesetzt werden
Ein ähnlicher Service auf der Homepage der Gemeinde, werde bereits gut angenommen. Jetzt will Menzel zusätzlich eine App entwickeln lassen, die alle genannten Punkte steuert. Geplant ist außerdem ein digitaler Ratgeber. Unter dem Menüpunkt „Guter Nachbar“ werden Fragen beantwortet wie: Wann darf ich Feuer machen? Wann Rasen mähen? Und wie sind die Ruhezeiten?
Dass das Milower Land jetzt die Chance hat, ein „digitales Dorf“ zu werden, ist einem Milower Bürger zu verdanken. Der machte Menzel auf den Wettbewerb aufmerksam.
„Für diesen Tipp bin ich sehr dankbar, denn wir beschäftigen uns seit etwa drei Jahren damit, eine solche App zu entwickeln. Dieser Wettbewerb bietet das, wonach wir gesucht haben“, so Menzel. Er hofft dadurch Kooperationspartner für die Umsetzung zu gewinnen, um die Bürger schon bald optimal informieren zu können.
Falls das Milower Land mit seiner Bewerbung überzeugen kann, könnten ab Juli verschiedene Medienprojekte umgesetzt und von der mabb finanziert werden.

Der Wettbewerb „Smart Village“
Im ländlichen Bereich ist der Bedarf in Sachen Digitalisierung mindestens genau so groß wie im urbanen Raum.
Gleichzeitig sind die Anwendungsmöglichkeiten noch kaum erfasst oder systematisch erprobt.
Um das zu ändern, hat die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb) das Projekt Smart Village initiiert.
Die mabb sucht Partner aus allen Bereichen der digitalen Transformation, von E-Health über E-Governance, E-Commerce, E-Mobility bis hin zu E-Learning.
Das „Smart Village“ als Modellkommune soll im Sinne eines Vorbildprojekts im ländlichen Raum langfristig fortgeführt und auch andernorts adaptiert werden können.
Mehr Infos auf: www.smart-village.net

Text und Foto Märkische Allgemeine / Christin Schmidt
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MAZ